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Landauf landab herrscht Ärztemangel, nachdem seit Jahren zu wenige ausgebildet und gleichzeitig immer mehr Ärzte gebraucht werden:

Gründe sind verstärkte Inanspruchnahme von Teilzeit, EU-Arbeitszeitgesetz, Überalterung der Gesellschaft. Die Ärztinnen sind mittlerweile in der Mehrheit, aber mit der Entscheidung, Mutter zu werden, entstehen plötzlich Barrieren für den Wiedereinstieg.

Dabei braucht unsere Gesellschaft gerade sie ganz dringend. Je größer aber der Mangel ist, umso größer der Druck am Arbeitsplatz und Ängste bei so mancher Ärztin, ob sie den Wiedereinstieg nach der Kinderpause mit Kind und Kegel schaffen wird, ob sie das ständig wachsende Wissen und den hohen Stress im Beruf bewältigen kann.

Gerade im Krankenhaus bestimmen oft die Patientenversorgung mit Not- und Nachtdiensten, wann und wie lange gearbeitet wird. Nachtdienste einerseits und die eigenen Kinder tagsüber sind ein Spagat, den viele Ärztinnen scheuen. Mit jedem Jahr außerhalb des Berufs nehmen die Schwellenängste zu: wie komme ich wieder zurück? Kann ich das schaffen? Kann ich in Teilzeit arbeiten? Kann ich mich noch um meine eigenen Kinder kümmern, wenn diese einmal krank sind?

Besonders gerne stellt das Kinderzentrum Maulbronn, einzige sozialpädiatrische Klinik in Baden-Württemberg, Ärztinnen ein, die Mütter sind oder werden wollen. Warum? Prof. Blank, ärztlicher Geschäftsführer, stellt fest, Ärztinnen, die selbst Mütter sind, bringen vieles mit, was auch als Erfahrungswissen im Fach Sozialpädiatrie und Jugendmedizin von Bedeutung ist:eigene Erfahrung bei der Entwicklung der Kinder, und dabei, was wann noch normal ist und wo man Hilfe wirklich braucht.

Sie verfügen dadurch über viel Empathie für Eltern von chronisch kranken und behinderten Kindern, von Kindern mit Entwicklungsproblemen oder mit Verhaltensstörungen,die das Kinderzentrum aus nah und fern aufsuchen. Dies spüren oft die Eltern – und die Kinder. Die eigene Familie ist zudem eine gute Schule für Team- und Konfliktfähigkeit. Gesprächsmedizin und die Zusammenarbeit mit vielen Berufsgruppen, Teamarbeit sowie das Organisieren von Hilfen sind in der Sozialpädiatrie Kernaufgaben.

Dies und vieles mehr prädestinieren Ärztinnen und Mütter, gerade in der Sozialpädiatrie zu arbeiten. Darüber hinaus kann man noch in diversen Fachgebieten Erfahrungen zu sammeln: die Kinder- und Jugendmedizin sowie Neuropädiatrie und in der Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie.

Oberärztin Dr. Darrelmann, die noch mit 50 Jahren den Wiedereinstieg gewagt hat, ihre Facharztausbildung am Kinderzentrum abgeschlossen hat und heute die Kinder- und Jugendstation leitet, umreißt die Problematik: in vielen Kliniken war ein Einstieg mit einer 100%-Stelle früher noch ein Muss und wird heute meist noch erwartet. 10-Stundentage sowie anstrengende Nachtdienste sind an der Tagesordnung. Am Kinderzentrum sind die Rufbereitschaften gut organisiert und breit aufgestellt und zudem nicht zuletzt wegen eines gut aufgestellten und langjährig erfahrenen Pflegedienstes meist entspannt.

Die Angst vor der Einarbeitung hat Frau Dr. Darrelmann mit Hilfe des interdisziplinären und kompetenten Teams mit erfahrenen Mitarbeitern verloren. Die gegenseitige Unterstützung nicht nur durch erfahrenes Pflegepersonal, sondern auch von Psychologen und

Therapeuten auf Station ist wichtig und ermöglicht, bei einem dringenden familiären Termin auch einmal später zu kommen oder früher zugehen. Für Frau Dr. Kaltenbach, Mutter von 4 Kindern und Kinderfachärztin auf der Eltern-Kind-Station, war bei der Bewerbung schon die Hospitation in den Abteilungen des KIZE ein erster Schlüssel. Sie freute sich, dass sie problemlos auch mit einer 60%-Stelle in Teilzeit auf Station arbeiten konnte. Dadurch fiel ihr der Wiedereinstieg deutlich leichter.

Frau Dr. Cotic, Mutter von 3 kleinen Kindern, arbeitet als Assistenzärztin in der großen Ambulanz, dem Sozialpädiatrischen Zentrum. Für sie war wichtig, dass sie anfangs sogar nur mit einer 40%-Stelle, dazu mit flexibler und v. a. „verlässlicher“ Arbeitszeit einsteigen konnte. Sie schätzt die kompetenten erfahrenen Kolleginnen und Kollegen an ihrer Seite, die sie regelmäßig fragen kann und sich austauschen kann, aber die auch Verständnis haben und kurzfristig einspringen, wenn ihr Kind krank zuhause liegt.

Frau Dr. Gaiser, Oberärztin auf der Eltern-Kind-Station, ist berufspolitisch im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin engagiert. Gerade in der Pädiatrie sind über 90% Frauen. Viele der genannten Erfahrungen bestätigt sie und hebt hervor: Ärztinnen und Mütter in der Kinderheilkunde möchten 100% Kinderärztin und 100% Mutter sein – und dabei ernst genommen werden. Da braucht es Planung schon ab dem Studium, Teilzeitmöglichkeiten und Organisierbarkeit.

Gegenwärtig arbeiten 11 Ärztinnen und Mütter am KIZE und sind bei insgesamt 18 Ärzten eine sehr wichtige Stütze – und es dürfen auch noch mehr sein.

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